Gedanken zum Weltspartag
Der Weltspartag wird seit dem Jahre 1924 traditionell in der letzten Oktoberwoche begangen und ist somit fast so alt wie die Schaumweinsteuer. Diese hat weiterhin Bestand, obwohl ihr Zweck, die Finanzierung der Kriegsflotte des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II, längst erfüllt ist. Den am 24. Juni 1991 für ein Jahr eingeführten Solidaritätszuschlag steht die gleiche Karriere bevor. Auch der Weltspartag existiert noch, obwohl sein Sinn in der heutigen Zeit fraglich ist. Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat dafür gesorgt, dass Guthabenzinsen faktisch abgeschafft sind. Aber nichtsdestotrotz verhalten sich Kreditinstitute, als wäre nichts passiert.
Gravierendes Anlageproblem
Obwohl schwerwiegende Folgen für die Volkswirtschaft drohen, wird in der Politik und der von ihr beeinflussten Medien das Thema rentable Kapitalanlage fast gänzlich ignoriert. Rein finanziell betrachtet, stellt man dabei den Rummel um den Klimaschutz weit in den Schatten. Werfen wir dazu einen Blick auf die Fakten: In Deutschland stecken rund € 5.000 Milliarden an Geldvermögen in Anlagen ohne maßgebliche Wertsteigerung. Diese erbringen in diesem Jahr eine Rendite von nahezu Null. Würde man den gleichen Geldbetrag in Aktien anlegen – zur Vereinfachung im deutschen Leitindex DAX – hätte dies einen Zuwachs von ungefähr € 600 Milliarden bedeutet. Diese Berechnung legt das gravierende Anlageproblem in Deutschland offen und den damit verbundenen Grad der Realitätsverweigerung in breiten Kreisen der Bevölkerung.
Fehlende Steuereinnahmen
Aufgrund der fehlenden Rendite entgehen dem Staat Steuereinnahmen aus der Kapitalertragssteuer in Höhe von rund € 100 Milliarden. Allerdings wird dieser Umstand von den Politikern totgeschwiegen. In den Augen vieler Experten ein Zeichen, dass es Deutschland momentan (zu) gut geht. Die aktuelle Diskussion zum geplanten Abschalten der Kohlekraftwerke unterstreicht diese These zusätzlich. Dabei ist klar, dass dieser Weg genauso falsch ist wie Merkels Express-Ausstieg aus der Atomkraft.
Demografischer Wandel ignoriert
Der demografische Wandel gilt als Hauptproblem vieler Industrienationen – aber wie äußern sich die Politiker zu diesem Thema? Die Folgen der Überalterung der Gesellschaft und der Kindermangel haben gravierende materielle sowie auch soziale Auswirkungen, wobei die Altersarmut nur eine der Konsequenzen sein wird. Das Umlagesystem, in dem die arbeitende Bevölkerung für Personen aufkommt, die kein oder nur ein geringes Einkommen haben, stößt in absehbarer Zeit an seine Grenzen. Damit das Ganze überhaupt noch funktioniert, muss die Abgabenquote zukünftig weiter ansteigen, da durch die diskussionswürdige Einwanderungspolitik dem ohnehin schon gewaltigen Sozialstaat finanzielle Mittel im großen Umfang fehlen. Im Jahr 2012 äußerte die Bundeskanzlerin Angela Merkel folgendes: „Wenn Europa heute sieben Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, etwa 22 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet und damit 50 Prozent der weltweiten Sozialkosten finanzieren muss, dann ist es offensichtlich, dass es zukünftig sehr hart arbeiten muss, um seinen Wohlstand und Lebensstil zu erhalten. Wir alle müssen aufhören, jedes Jahr mehr auszugeben als wir einnehmen.“
Änderungen nur in Krisenzeiten
Weise Worte, aber wie sieht die Realität aus? Die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass in wirtschaftlich guten Zeiten kein Umdenken erfolgt. Änderungen wird es nur in Krisenzeiten geben. Solange die Konjunktur brummt und sich der geschäftsführende Finanzminister Peter Altmeier an sprudelnden Steuereinnahmen erfreut, besteht keine Veranlassung unpopuläre Themen anzugehen. Auch scheint es in Berlin niemanden zu interessieren, dass ein Großteil der Aktien deutscher Großkonzerne in Händen ausländischer Investoren liegen.
Der nächste Weltspartag wird kommen
So werden wir auch im nächsten Jahr am 31. Oktober 2018 den Weltspartag begehen. An und für sich ist Sparen sehr wichtig und man sollte damit frühzeitig beginnen. Aber wie bereits oben erwähnt, schwebt das Damoklesschwert der Demografie über uns und macht eine private Altersvorsorge wichtiger denn je. Dabei gilt, je länger der Anlagezeitraum, desto mehr kommt der Multiplikator des Zinseszinseffektes zum Tragen. Nur die Frage nach dem „wie“ bedarf noch Klärung. Denn klassische Produkte aus dem Banken- und Versicherungssektors scheiden aus logischen Gesichtspunkten aus.
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