Deutsche Bank warnt vor Abschaffung des Bargeldes
Die Ausgabe der € 500-Banknote wird Ende nächsten Jahres eingestellt. Ein erster Schritt zur Abschaffung des Bargeldes? In einigen Ländern, allen voran Schweden, wird mittlerweile fast ausschließlich mit der Kreditkarte bezahlt. Wie bereits am 04.08.15 geschildert, überwiegen für den Bürger die Nachteile, sollte eine gänzliche Bargeldabschaffung erfolgen. Die aktuelle Studie der Deutschen Bank mit dem Titel: „Bargeld, Freiheit und Verbrechen“ kommt zu dem gleichen Ergebnis. Experten des größten inländischen Kreditinstituts schreiben in ihrer Recherche, eine Reaktion der Bürger auf eine „so extreme Maßnahme wie der Abschaffung des Bargeldes wäre nicht abzusehen“, und „es könnte zu einem Vertrauensverlust der Öffentlichkeit in den Euro und in das gesamte Finanzsystem kommen.“ Interessant in diesem Zusammenhang ist folgendes Interview: "Die Zentralbank ist der Kontrollstaat", das auf n-tv ausgestrahlt wurde:
Scheinargument Kriminalitätsbekämpfung
Befürworter der Bargeldabschaffung argumentieren stetig, dass Bargeld für die organisierte Kriminalität unverzichtbar sei. Gebetsmühlenartig wird dabei beispielsweise die Schattenwirtschaft, Steuerhinterziehung, Korruption und Geldwäsche angeführt. Für Experten der Deutschen Bank ist dies reine Augenwischerei und sie nennen Fakten.
Schattenwirtschaft benötigt kaum Bargeld
Schattenwirtschaft, umgangssprachlich Schwarzarbeit genannt, steht kaum im Zusammenhang mit Bargeld: Zwar „scheint es in vielen Fällen einen Zusammenhang zwischen der Intensität der Bargeldnutzung und der Größe der Schattenwirtschaft eines Landes zu geben“, so die Experten - wie etwa in Griechenland, Spanien und Italien - diese weisen eine hohe Schattenwirtschaft als auch eine beträchtliche Nutzung von Bargeld auf. Andererseits spielt in Deutschland und Österreich Bargeld eine große Rolle, während sich Korruption und Schwarzarbeit auf niedrigem Niveau befinden. In Schweden gibt es im Vergleich zu den beiden Ländern mehr Schwarzarbeit, obwohl dort kaum noch mit Barmitteln bezahlt wird. Zudem steigt die Zahl der Betrugsfälle im Zusammenhang mit Kreditkarten deutlich an. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Schattenwirtschaft ohne Bargeld lediglich um zwei bis drei Prozent schrumpfen wird. Es kommt einzig und allein zur Erhöhung der Kosten für den Transfer illegaler Geldmittel.
Geldwäsche und organisierte Kriminalität nur am Rande betroffen
Allerdings lässt sich nicht von der Hand weisen, dass es für die organisierte Kriminalität der Geldwäsche – Wandel von illegalem in legales Kapital – aufwendiger wird. Dies betrifft u.a. auch den Transport physischer Wertgegenstände wie Edelmetalle. Des weiteren müssen beim bargeldlosen Geldtransfer falsche Identitäten, wie etwa Strohfirmen oder Mittelsmänner, verwendet werden. Schlupflöcher bieten sowohl virtuelle Währungen, als auch alle bekannten Überweisungssysteme. Die Autoren dieser Studie räumen zwar ein, es könne noch „einige Zeit dauern bis sich eine alternative Zahlungsmethode durchsetzt, die Bargeld in Reichweite und Anonymität vergleichbar ist“, erwarten aber darüber hinaus einen Rückgang von max. 20 Prozent, sofern sich kein Bargeld mehr im Umlauf befindet.
Zur Terrorismusbekämpfung ist Bargeldabschaffung unwirksam
Eine Bargeldabschaffung dient nicht zur Bekämpfung des Terrorismus. Dazu haben Experten 40 Terroranschläge in ganz Europa mit dschihadistischem Hintergrund untersucht, welche in den vergangenen 20 Jahren verübt wurden. Es stellte sich heraus, dass der größte Teil der dafür notwendigen Finanzmitteln direkt von den Tätern selbst stammte. Bei ca. 75 Prozent dieser Anschläge kamen sie mit weniger als $ 10.000 zurecht, einer Summe also, bei der kaum Verdacht geschöpft wird, egal, ob mit Karte oder bar bezahlt wird.
Erhebliche Nachteile für den Bürger
In der Analyse stellen die Autoren dem Scheinargument der Verbrechensbekämpfung auch die Nachteile für den einzelnen Bürger gegenüber, hierzu zählen:
Kartenzahlung unsicherer als Bargeld
Eine Zahlung mit Bargeld ist nachweislich sicherer als der Ausgleich eines Betrages mit Plastikgeld. Belegt wird dieser Umstand mit einer Zahl aus dem Jahr 2013. Auf einen gefälschten Geldschein kamen 24.600 echte Banknoten, während das Verhältnis bei der Kartenzahlung 1 : 5300 angegeben war. „Auch die absolute Zahl der Betrugsfälle im Kartenzahlungsverkehr beträgt ein Vielfaches der Anzahl der gefälschten Banknoten“, erläutert die Studie.
Höhere Kosten von Plastikgeld
Die anfallenden Kosten im bargeldlosen Verkehr übernehmen im Regelfall Händler und Banken. Ein Umstand, mit dem der Kunde im Einzelfall nicht konfrontiert wird, der jedoch die Gewinnspanne mindert. Allerdings werden im nachhinein diese Aufwendungen auf den Verbraucher umgelegt. Dagegen lassen sich Banknoten über eine lange Dauer ständig wieder verwenden, ohne dass weitere Auslagen anfallen bzw. nachfolgend zu Buche schlagen. Daher fallen mit Bargeld die niedrigsten Kosten je Transaktion an.
Bargeld funktioniert in jeder Lebenslage
Im Gegensatz zum elektronischen Geldtransfer, der abhängig von einer funktionierenden IT-Infrastruktur ist, kann Bargeld in jeder Lebenslage als Zahlungsmittel verwendet werden. Egal ob es sich um einen Stromausfall handelt, die Software streikt oder ein Notfall vorliegt, Geldscheine können immer genutzt werden. Barmittel sind das „bessere Reserve-System“, so das Ergebnis der Deutschen Bank.
Missbrauch persönlicher Daten möglich
Elektronische Zahlungssysteme bringen die permanente Gefahr mit sich, dass persönliche Zugangsdaten in falsche Hände gelangen können. Zudem nutzen Unternehmen Informationen des Zahlungsverkehrs für eigene Zwecke und platzieren ihre Werbung nun zielgerichtet. Da in diesem Zusammenhang alle Zahlungsströme nachvollziehbar sind, bewegen wir uns einen weiteren Schritt in Richtung „gläserner Mensch“, der den Behörden schutzlos ausgeliefert ist, warnt die Deutsche Bank. „Auch wenn strengste Datenschutzregeln gelten, kann ein Missbrauch nicht vollkommen ausgeschlossen werden. So kann das Sammeln umfassender Daten zu einzelnen Personen zu Datenmissbrauch aus persönlichen, kommerziellen oder politischen Motiven verleiten. Es könnte sowohl ein einzelner Beamter seine Befugnisse überschreiten, als auch ein in- oder ausländischer Geheimdienst.“ Unliebsame Personen können per Knopfdruck finanziell schachmatt gesetzt werden. Eine Barzahlung bietet hier den bestmöglichen Datenschutz, da nachvollziehbare Daten gar nicht erst entstehen, so die Meinung der Experten.
Untertan statt Bürger
Die Autoren sind der Auffassung, dass durch eine Bargeldabschaffung große Probleme mit langfristigen Folgen, das Verhältnis zwischen Bürger und Staat zunichte machen. Zunächst entstünde „der Beigeschmack“ alle Bürger ohne konkreten Anlass, unter Generalverdacht zu stellen“, so die Kritik der Deutschen Bank. Ein empfindlicher Vertrauensverlust in staatliche Behörden wäre die Folge: „Man würde die Bürger in Fällen, in denen staatliches Verhalten als illegitim angesehen wird, einer einfachen Methode berauben, sich staatlicher Kontrolle zu entziehen. Sich staatlichen Stellen gegenüber ausgeliefert zu fühlen – das heißt Untertan statt Bürger zu sein – würde das Band zwischen den Menschen und ihrer Regierung deutlich lockern.“
Bürger sollen über Bargeld entscheiden
Die Zentralbank schießt sich ein Eigentor, sofern sie Bargeld abschafft, zu dieser Auffassung kommen die Experten der Erhebung. Denn sparwillige Bürger, die entstehende Negativzinsen nicht akzeptieren, suchen nach Möglichkeiten die offizielle Währung zu meiden um sich so dem Einfluss der Notenbank zu entziehen. Zu den einfachsten Alternativen zählen ausländische Währungen in Form von Bankguthaben oder Bargeld. Ein weiterer Weg führt durch eine Umschichtung in Immobilien oder Aktien. Auch private Finanzsysteme werden von den Experten nicht ausgeschlossen. Eine Lösung mit geringem Aufwand bieten Bonussysteme oder Geschenkkarten. Aber auch technisch komplexe virtuelle Währungen können geschaffen werden. Um dieses Ausweichen zu verhindern, muss eine Abschaffung oder Beschränkung von Bargeld „in jedem Fall durch erkennbare Vorteile für die Öffentlichkeit begründet werden“, warnt die Deutsche Bank.
Eine Entscheidung, wie mit unserm Bargeld weiter verfahren wird, muss dem Markt überlassen und nicht von Seiten der Politik beeinflusst werden.
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