Sparer müssen erstmals Strafzinsen zahlen
Die schlimmsten Befürchtungen des deutschen Sparers sind wahr geworden! Als erstes deutsches Kreditinstitut erhebt die thüringische „Deutsche Skatbank“ einen Strafzins auf das Tagesgeldkonto. Ab einer Anlagesumme von € 500.000 muss ab dem 1. November ein Negativzins in Höhe von 0,25 Prozent bezahlt werden. Im Klartext heißt das: der Kunde zahlt, wenn er sein Erspartes bei der Bank anlegen will!
Vermutlich wird die „Skatbank“ nicht das einzige Kreditinstitut bleiben, das so verfährt. Gewerbliche Kunden zahlen bereits seit einigen Wochen Negativzinsen für Bankeinlagen. Nun ist diese Entwicklung auch im Privatkundenbereich angekommen.
Sparer bekommen Strafe der EZB zu spüren
Das Ziel der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist, Banken zur Vergabe von mehr Krediten zu zwingen. Doch nun greift diese Vorgabe in den Geldbeutel des deutschen Bürgers. Die Währungshüter der EZB wollen unter allen Umständen verhindern, dass Geld auf Konten gehortet wird. Vielmehr soll es durch Konsum oder Kredite in die Realwirtschaft fließen und das Wachstum ankurbeln.
Dazu hatte EZB-Chef Mario Draghi auf der Zinssitzung im Mai diesen Jahres eine Politik des Strafzinses angeordnet. Seither müssen Kreditinstitute, die bei der Zentralbank Geld anlegen, eine Gebühr entrichten. Anfangs betrug diese 0,1 Prozent des Anlagebetrages, inzwischen hat sie sich auf 0,2 Prozent verdoppelt. Das Ende der Fahnenstange ist längst noch nicht erreicht, wie die Schwedische Reichsbank letzte Woche gezeigt hat. Sie erhöhte den Strafzins auf 0,75 Prozent!
Banken in der Zwickmühle
Banken, die überschüssiges Geld haben, verlieren somit Kapital. Die Liquidität kann nicht bei der Zentralbank angelegt werden. An andere Institute, dem sog. Interbankenmarkt, kann es ebenfalls nicht verliehen werden, da am Geldmarkt der Zins inzwischen oft negativ ausfällt.
Damit werden Kundeneinlagen auf Giro- oder Tagesgeldkonten für viele Institute zu einer Last – das bekommen nun auch die Kunden zu spüren. Es ist nur eine Frage der Zeit bis Geldanlagen auf kurzfristigen Konten genauso mit Gebühren belastet werden, wie heute schon das Schließfach in der Bank.
Ein Umstand den bisher die meisten Institute, sowie auch die Sparer noch nicht wahrhaben wollen. Dies jedoch ist die logische Folge bei der Fortführung der eingeschlagenen Finanzpolitik der EZB. Den Bankmanagern wird angesichts der Geldflut ihrer Kunden keine andere Wahl bleiben. Mittlerweile haben die Bundesbürger € 2 Billionen auf Giro- und Tagesgeldkonten oder auch Sparbüchern, angehäuft. Ein Trend, der weiterhin ungebrochen ist. Würden die Kreditinstitute diese Summe bei der Zentralbank zum EZB-Negativzins von 0,2 Prozent anlegen, wäre für die Banken auf diese Einlagen € 4 Milliarden Strafzins fällig.
Wie äußern sich aktuell die Banken dazu?
"Wir halten Negativzinsen auf Einlagenkonten – ganz gleich ob für Privat- oder Geschäftskunden – für ein gefährliches Signal und nicht vermittelbar", heißt es beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). „Es könne schließlich nicht sein, dass man Kunden quasi auffordert, höhere Bargeldbestände in den eigenen vier Wänden zu bunkern. Davon abgesehen gebe der Wettbewerb um Privatkunden eigentlich auch keine Strafzinsen her“, so ein Verbandssprecher. „Er wolle allerdings nicht ausschließen, dass künftig auch eine der mehr als 400 Sparkassen dem Beispiel der Skatbank folgt.“
„Die Banken werden versuchen, negative Einlagenzinsen zu vermeiden“, verbreitet man als Durchhalteparole beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Angesichts der andauernden Niedrigzinspolitik der EZB könnten aber negative Zinsen für Großeinlagen nicht ausgeschlossen werden.
Auch die Commerzbank bleibt vage: „An unserer Position hat sich nichts geändert. Gegenwärtig erheben wir bei Einlagen von Privatkunden keine Negativzinsen“, heißt es.
„Angesichts der Zinspolitik der EZB kann man Strafzinsen im Kundengeschäft seriöser weise für die Zukunft nicht ausschließen“, sagt Frank Kohler, Vorstand bei der Sparda-Bank Berlin, der nach Mitgliedern größte Genossenschaftsbank Deutschlands. Anfällig für Minuszinsen seien insbesondere diejenigen Banken, die ausschließlich Kundengeschäft für Menschen und Unternehmen betreiben – und ihre Ertragslage nicht durch Investmentbanking verbessern können. „Es leiden also just diejenigen Banken am meisten, die aufgrund ihres Geschäftsmodells des reinen Kundengeschäfts noch nie das Finanzsystem gefährdet haben. Das ist im Hinblick auf jene Institute, welche insbesondere durch ihre Investmentbanking-Aktivitäten diese Finanzkrise 2007 ausgelöst haben, leider nicht frei von bitterer Ironie“, sagt Kohler. Er rechnet nicht damit, dass kurzfristig mehrere Banken Strafzinsen einführen werden. „Ich gehe aber davon aus, dass in der Branche die Bankdienstleistungen insgesamt höher bepreist werden müssen. Ich wette, dass beispielsweise Kreditkartengebühren Ende 2015 durchgängig höher sein werden als zum Jahresanfang“, so Kohler.
Resümee:
Banken, welche die Strafzinsen nicht an den Kunden weitergeben, werden sich ihre Einnahmen in Form von Gebühren, wie etwa Buchungs-, Kreditkarten- oder Kontoführungsgebühren, sichern. Andere Institute werden selbstbewusst auftreten und ihren Kurs zum Weiterleiten des Negativzinses verteidigen. Gleichwohl ist über „kurz oder lang“ nicht auszuschließen, dass alle mitziehen.
Aber letztendlich wird der Kunde in jedem Fall zur Kasse gebeten und muss die „Zeche“ zahlen. Die dringend erforderliche private Altersvorsorge wird an Attraktivität verlieren und wer verliert dann zum zweiten Mal?
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