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Nov 11 2023

Gewaltiges Klumpenrisiko im S&P 500

Während das letzte Jahr an den Börsen schwierig war, ging es in vielen Bereichen 2023 wieder kräftig nach oben. So legte der S&P 500 - er umfasst die Aktien der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen - im ersten Halbjahr 2023 etwa um 15,9 Prozent zu. Zu beachten ist dabei, dass der Großteil dieser Rally von lediglich sieben Unternehmen verursacht wurde. Im Einzelnen sind dies: Alphabet (Google), Amazon, Apple, Microsoft, Meta (Facebook), Nvidia und Tesla. Die Tech-Giganten gelten an der Wall Street mittlerweile als "Magnificent Seven", "die glorreichen Sieben".

73 Prozent der Gewinne durch Tech-Giganten

Die Tech-Giganten waren in den vergangenen Monaten die Zugpferde des Aktienmarktes und steuerten 73 Prozent am Zuwachs des S&P 500 bei. Alle weiteren 493 im Index enthaltenen Unternehmen teilten demnach die restlichen 27 Prozent unter sich auf. In der Zusammensetzung des Index spiegelt sich diese Konzentration wieder, denn die Magnificent Seven besitzen dort einen Anteil von 29,8 Prozent. Im Einzelnen: Apple 6,8 Prozent, Mircrosoft 6.3 Prozent, Amazon 5,6 Prozent, Alphabet 4,4 Prozent, Tesla 3,9 Prozent, Meta 3,8 Prozent und Nvidia 2,3 Prozent (Stand: 15. Oktober 2023). Dies ist der höchste kombinierte Anteil seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1957.

Konzentration gestiegen

Besonders hohe Gewinne fuhren Anteilsinhaber des Grafikchip-Hersteller Nvidia ein. Der Kursanstieg der Aktie betrug, angefeuert vom globalen Hype um Künstliche Intelligenz, in diesem Jahr mehr als 200 Prozent. Neben dem KI-Hypes stieg die Konzentration des S&P 500 in den vergangenen Jahren stetig an. Zurückzuführen ist dies auf eine ganze Reihe von Faktoren. Vor allem auf die Konvergenz von Branchen und die zunehmende Dominanz von Technologieunternehmen.

Wer heute den S&P 500 kauft, erwirbt im Grunde nur eine Handvoll Unternehmen die rund ein Drittel des Index ausmachen, schrieb Torsten Slok, Chefökonom von Apollo Asset Management. "Und diese haben ein durchschnittliches KGV von etwa 50", führt er weiter aus.

Auch MSCI World betroffen

Ähnliches ist im MSCI World, einem Börsenbarometer des Investmenthauses Morgan Stanley zu beobachten, das rund 1.500 Aktien aus 23 Industrieländern umfasst. Die wichtigsten Kurstreiber waren in diesem Jahr auch hier die Magnificent Seven. Die Diversifizierung von diesem Index wurde von Vermögensverwalter Robeco untersucht mit dem Resultat, dass die 10 größten Werte mehr als 20 Prozent des gesamten Volumens ausmachen.

Effective N

Eine Möglichkeit diese Konzentration zu messen, bietet das "Effective N". Bei einem Portfolio mit 100 gleichgewichtigen Aktien beträgt dieser Wert 100. Besitzt eine einzelne Aktie 99.9 Prozent des gesamten Wertes des Aktienkorbes, so liegt das Effektice N bei knapp 1. Ein hoher Effective-N-Wert zeigt also eine gute Diversifikation, dagegen weist ein niedriger Wert auf eine Konzentration hin. Mit einem Wert von 130 erreichte der MSCI World Ende Juni 2023 seinen Tiefststand. Trotz der vielen Aktien im Index begrenzt die Dominanz einiger weniger - allen voran US-Technologieaktien - die Diversifikationsmöglichkeiten.

Noch größere Konzentration im Nasdaq 100

Noch größer war die Dominanz der 7 Tech-Giganten im Index Nasdaq 100, welcher die Aktien der 100 Nasdaq-gelisteten Nicht-Finanzunternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung beinhaltet. Sie erreichten dort in diesem Jahr einen Anteil von mehr als 55 Prozent, was ein Rebalancing zur Folge hatte, um die Unwucht zu reduzieren und den Anteil der Werte auf 43 Prozent zu senken.

Risiken für Anleger

Diese hohe Konzentration in allen Indizes birgt für Anleger einige Risiken. Fallen die Aktienkurse der sieben Unternehmen - etwa durch Eintrübung des makroökonomischen Umfeldes oder bei einer Verlangsamung des KI-Wachstums - führt dies zu einer höheren Volatilität und einem überproportional starken Rückgang der einzelnen Indizes. Besonders problematisch gestaltet sich dies für Anleger der passiven Indexfonds, ETFs genannt, die praktisch einen Markt blind kaufen. In solch einer Situation ist ein aktiver Fondsmanager der bessere Weg, da er selektiv ein Portfolio zusammenstellt.

 

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