Zinstief – biete interessantes Geschäft
Was halten Sie von folgendem Geschäft: Sie leihen mir einen Betrag in Höhe von € 100.000 ohne Zinsen. Des weiteren dürfen Sie mir jedes Jahr zusätzlich € 400 schenken. Nach zehn Jahren bin ich sogar bereit Ihnen den Anfangsbetrag zurückzuerstatten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit zweifeln sie nun an meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit und vermuten, ich habe in den letzten Tagen zu viel Sonne abbekommen. Gehe ich also recht in der Annahme, dass Sie mein Angebot ablehnen?
Leider Realität
Leider ist o.g. Szenario tägliche Realität vieler Investoren. Die zehnjährige Bundesanleihe bringt aktuell eine Rendite von rund minus 0,4 Prozent p. a. Vor allem institutionelle Anleger, wie etwa Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen und diverse andere Kapitalsammelstellen investieren in derartige Papiere. Ursachen dafür sind hauptsächlich überschüssige Liquidität und deren Anlagevorschriften. Jeder von uns versucht doch Kapital anzulegen mit der Intention, dass es sich mehrt. Noch bizarrer wird das Ganze unter Einberechnung der Inflation. Legt man hier nur die offizielle Inflationsrate von zwei Prozent zugrunde – die bei weitem nicht die reelle Steigerung der Preise aufzeigt (mehr in folgendem Blogartikel), fällt nach zehn Jahren ein Viertel der Kaufkraft des eingesetzten Betrages weg.
Nullzinspolitik wird anhalten
Viele werden sich nun fragen, wie lange hält diese unrealistische Welt noch an? Aussicht auf Besserung ist nicht in Sicht, denn zahlreiche Staaten der Euro-Zone sind gnadenlos überschuldet. Im Klartext heißt das, diese Länder sind nicht in der Lage Zinsen auf ihre Verbindlichkeiten zu zahlen! Der scheidende EZB-Präsident Mario Draghi hat im Jahr 2014 Strafzinsen für Banken eingeführt, sofern diese überschüssige Liquidität bei den Landesbanken anlegen. Der Zinssatz liegt aktuell bei 0,4 Prozent, doch ist eine Erhöhung um weitere zehn Basispunkte bei der EZB im Gespräch.
Kauf von Bundesanleihen empfohlen
Wer sich mit den Publikationen mancher Analysten beschäftigt, findet den ein oder anderen interessanten Anlagevorschlag. Einige empfehlen aktuell gar den Kauf langfristiger Bundesanleihen in Erwartung weiter fallender Zinsen. Daraus ergibt sich zwar eine negative Rendite, doch rutschen die langfristigen Zinsen noch tiefer nach unten, werden mit diesen Papieren Kursgewinne erzielt, die die garantierte Minusrendtite mehr als ausgleichen. Hand aufs Herz, diese Gedanken gehen mir zu weit, denn sie gleichen dem hoffnungslosen Versuch eines Ertrinkenden, sich am eigenen Schopfe aus dem Wasser zu ziehen.
Blick zurück
Anfang der Achtzigerjahre lagen die Renditen für oben erwähnte Anleihen der Bundesrepublik Deutschland im zweistelligen Bereich. Für niemanden war vorstellbar, welch unglaubliche Entwicklung Zinsen ab dem Jahr 2000 nehmen, mit der Folge dass nun Sparer gar negative Renditen für angelegtes Kapital in Kauf nehmen müssen. Das Eingangs geschilderte Angebot hätte vermutlich dazu geführt, dass der Anbieter für völlig unzurechnungsfähig erklärt worden wäre.
Welche Alternativen stehen zur Verfügung?
Über einige Dinge müssen wir uns bewusst sein bzw. bewusst werden:
- an der Zinssituation können wir nichts ändern
- die Lage an den Kapitalmärkten wird sich durch die Überschuldung einiger EU-Staaten nicht ändern
- die Vogel-Strauß-Politik ist keine Alternative
Viele werden sich nun fragen, wo kann ich mein Geld überhaupt noch gewinnträchtig anlegen? Das funktioniert durch eine direkte Investition in die Wirtschaft – der einfachste Weg dazu sind breit streuende Investmentfonds.