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Spart sich die Welt arm?

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Apr 13 2015

Spart sich die Welt arm?

Das Internet hat in den letzten Jahren das Leben in vielen Bereichen gravierend verändert. Ein Beispiel dafür sind die einfachen Vergleichsmöglichkeiten der Preise für den Kunden. Dieser Umstand ist für viele Händler problematisch. Daniel Zindstein, verantwortlich für das Portfoliomanagement des Vermögensverwalters GECAM meint hierzu: „Mit der massiv zunehmenden Nutzung des Internets für Anschaffungen aller Art, wird eine Nachfragemacht wirksam, die kaum Raum für steigende Preise lässt.“ Für ihn ist das Internet „global betrachtet eine Spar- und Deflationsmaschine ersten Ranges“.

Steigende Kapitaleffizienz

Seine aktuelle Markteinschätzung lautet: „Europa steckt nach wie vor in einer deflationären Stagnation. China wächst mit der geringsten Dynamik seit 2009, Japan kämpft mit immer wiederkehrenden Einbrüchen der Konjunktur und die meisten Schwellenländer leiden unter der Doppelbelastung eines starken US-Dollars (Kapitalabflüsse) sowie fallender Rohstoffpreise.“ Seit 1980 kommt dem Kapitaleinsatz in den Unternehmen weniger Bedeutung zu. In den westlichen Industriestaaten steigt das Wirtschaftswachstum wesentlich schneller an, als der Kapitalstock der Firmen. Somit steigt die Kapitaleffizienz.

Ein weiterer „Push im Hinblick auf Ersparnisüberschüsse“ geht von den getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Banken- und Finanzkrise aus dem Jahr 2008 aus. Für Zindstein haben sich seither Privatleute sowie auch Firmen massiv entschuldet. Die bedeutsamste Änderung war der „dramatische Fall der Investitionsausgaben in den G7-Staaten“. Im Jahr 2007 machten diese noch 19 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) aus, während 2009 der Anteil auf 15 Prozent zurückging. Die Überschüsse der G7-Staaten, die als Rücklagen gebildet werden, betrugen 4,5 Prozent des BIP im Jahr 2006. Bis heute hat sich dies Quote verdoppelt und entspricht einem Betrag von 3 Billionen Dollar im Jahr. In China ist die gleiche Entwicklung zu beobachten, denn auch hier wird im privaten Sektor mehr gespart. Der Sparanteil liegt bei 10 Prozent des BIP und entspricht damit 1,1 Billionen Dollar jährlich.

Notenbanken werden aktiv

Um die Wirtschaft anzukurbeln haben etliche Regierungen den Geldhahn aufgedreht und staatliche Ausgabeprogramme ins Leben gerufen. Als Folge stieg die Staatsverschuldung z.T. erheblich an, deshalb wurde diese Art Politik wieder zurückgefahren. Umgesetzt wurden diese entsprechenden Maßnahmen durch die jeweiligen Notenbanken. Zindstein schreibt dazu: „Sie initiieren eine sehr expansive Geldpolitik. Das heißt, durch massive Zinssenkungen und Kauf von Vermögenswerten Geld in den Kreislauf zu pumpen“. Und weiter: „Leider ist Geldpolitik nur indirekt in der Lage, realwirtschaftliche Effekte zu erzielen – über niedrige Zinsen und eventuell Währungseffekte. Dabei gilt das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens – je niedriger das Zinsniveau bereits ist, desto geringer sind die Effekte der Geldpolitik“.

Deutliche Erhöhung der Sparraten nötig

„In einer von Zukunftsängsten durchzogenen Welt seien auch niedrige Zinsen kontraproduktiv. Um Sparziele innerhalb des Vermögensaufbaus oder geplanter Anschaffungen zu erreichen, müssen bei niedrigem Zinsniveau höhere Sparraten aufgebracht werden, als bei hohen Zinsen – zumindest gilt dies nominal. Das Ergebnis ist ein höheres Sparpotenzial.“ Der Portfoliomanager folgert: „Die zu geringen Investitionen sind nicht in der Lage, die Ersparnis zu absorbieren. Oder umgekehrt existiert zu viel Geld, das nicht für Investitionen gebraucht wird oder aus anderen Gründen nicht abgerufen wird. Es fließt also in Vermögenswerte. In erster Linie Staatsanleihen, aber auch Unternehmensanleihen sowie Immobilien und Aktien verzeichnen in unterschiedlicher Form starke Zuflüsse. Wir leben in einer Niedrig-Inflations-Welt, in einer Niedrig-Zins-Welt sowie in weiten Teilen auch in einer Niedrig-Wachstums-Welt (Europa, Japan, Südamerika). Diese Tendenzen setzen sich auch 2015 weiter fort. Notenbanken werden an expansiver Geldpolitik festhalten, was tendenziell Anleihen- als auch Aktienmärkte unterstützt.“

Diesen Aussagen ist wenig hinzuzufügen. Die private Altersvorsorge sowie auch die Absicherung existenzieller Risiken wie Berufsunfähigkeit, Pflege und Tod gewinnen immer mehr an Bedeutung. In der heutigen Zeit, in der es keine Zinsen mehr auf klassische Spareinlagen gibt, muss nach neuen Anlagemöglichkeiten Ausschau gehalten werden. Für den sicherheitsbewussten deutschen Sparer dürfen Anleihen und Aktien keine Fremdwörter mehr sein. Die Angst vor überteuerten Märkten ist nicht begründet – denn inländische und europäische Aktien sind im langjährigen Mittel fair bewertet.

 

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